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Der KI-Zyklus: Fehlannahmen eines jungen Marktes: Backbone, Not Bubble



Die Debatte um Künstliche Intelligenz wird oft von Extremen dominiert: Euphorie auf der einen, Ernüchterung auf der anderen Seite. Zwischen diesen Polen geht jedoch eine entscheidende Perspektive verloren. Die KI-Entwicklung folgt keinem linearen Erfolgsmodell und kennt keinen festen Endpunkt. Stattdessen offenbart sie sich als Abfolge von Fehleinschätzungen, Korrekturen und strukturellem Lernen.

Diese Analyse versteht sich als chronologische Fehleraufarbeitung der bisherigen KI-Erzählung. Sie zeigt, wie falsche Annahmen über Gewinner, Renditen, Volatilität und Reife zu verzerrten Erwartungen geführt haben – und warum KI. nicht als spekulative Blase, sondern als entstehender Backbone betrachtet werden muss. Wer die Zukunft dieses Marktes verstehen will, muss zuerst seine Irrtümer erkennen.

1. Der erste Fehler: Die Suche nach dem einen Gewinner
Zu Beginn der KI-Rallye dominierte eine falsche Annahme: dass dieser technologische Umbruch zwangsläufig einen klaren Sieger hervorbringen müsse. Investoren, Medien und Märkte suchten nach dem führenden Unternehmen, derdominanten Plattform, dem endgültigen Modell.
Diese Denkweise übertrug alte Muster auf eine neue Realität. KI entwickelte sich nicht linear, sondern fragmentiert. Führung wechselte zwischen Modellen, Chips, Datenzugang, Effizienz und Anwendung. Wer früh alles auf einen Namen setzte, verwechselte Momentum mit strukturellem Vorteil.
Fehler: Ein Winner-takes-all-Narrativ in einem Leapfrog-Markt.

2. Der zweite Fehler: Renditen jagen statt Strukturen verstehen
Mit steigenden Bewertungen verlagerte sich der Fokus von Fundamenten auf Performance. Renditen wurden verfolgt, nicht Ursachen. Marktteilnehmer reagierten auf Kurse, nicht auf technologische Substanz.
Dabei wurde übersehen, dass KI kein einzelnes Produkt ist, sondern ein mehrschichtiger Backbone: Infrastruktur, Modelle, Software, Integration, Regulierung. Wer nur die sichtbarste Schicht kaufte, unterschätzte die Abhängigkeiten darunter.
Fehler: Kurzfristige Kursbewegungen über langfristige Systembildung stellen.

3. Der dritte Fehler: Volatilität als Zeichen des Scheiterns zu deuten
Jede Korrektur wurde als Beweis gewertet, dass „die KI-Blase platzt“. Doch Volatilität war nie das Problem – sie war der Beweis dafür, dass der Markt noch dabei ist, Preis und Wert auseinanderzuhalten.
Kostenstrukturen änderten sich. Monetarisierung blieb unscharf. Regulierung war offen. Diese Unsicherheit erzeugte extreme Schwankungen – nicht, weil KI scheiterte, sondern weil sie noch nicht definiert war.
Fehler: Unsicherheit mit Bedeutungslosigkeit verwechseln.

4. Der vierte Fehler: Reife mit Stabilität gleichzusetzen
Mit Blick auf 2026 entstand die Erwartung, dass ein reiferer KI-Markt automatisch ruhiger werde. Das Gegenteil ist wahrscheinlicher. Reife bedeutet klarere Rollen, härtere Selektion und weniger Toleranz für schlechte Umsetzung.
Wenn KI produktiv wird, steigen die Anforderungen. Margen, Effizienz und reale Wertschöpfung rücken in den Vordergrund. Volatilität verschwindet nicht – sie wird gezielter.
Fehler: Reife als Ende der Schwankungen zu interpretieren.

5. Die korrigierte Erkenntnis: Backbone statt Blase
Die zentrale Fehleinschätzung lag in der Metapher selbst. KI ist keine Blase, die platzt – sie ist ein Backbone, der unter Belastung entsteht. Backbones wachsen nicht gleichmäßig. Sie entstehen durch Stress, Rückschläge und Anpassung.
Wer das erkennt, hört auf, den perfekten Einstieg oder den endgültigen Gewinner zu suchen. Stattdessen akzeptiert man rotierende Führung, zyklische Übertreibungen und lange Entwicklungsbögen.
Lektion: Nicht das Ziel handeln, sondern den Prozess verstehen.

6. Schlussfolgerung: Die Welle reiten, ohne ihr zu vertrauen
Direkte Teilnahme am KI-Trade erfordert keine Gewissheit, sondern Haltung. Extreme Bewegungen werden bleiben. Narrative werden sich drehen. Überzeugung wird getestet.
Bereit zu sein, diese Welle zu reiten, bedeutet nicht, blind zu glauben – sondern Unsicherheit auszuhalten, ohne jedes Mal die Richtung zu wechseln.
Das ist kein Wettrennen zum Ziel.
 Es ist der Bau der Straße selbst.